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Ein Gespräch mit Larisa Leonteva, Mitgründerin und Geschäftsführerin der SinnRec Recruiting Services GmbH

„WIR BEFASSEN UNS MIT DER KULTUR-DNA DES UNTERNEHMENS“

Vor der Gründung der SinnRec Recruiting Services GmbH im Oktober 2021 war Larisa Leonteva über zehn Jahre in dieser Branche tätig: in den Personalvermittlungsagenturen angefangen, war sie zuletzt als Inhouse-Recruiterin in einem agilen digitalen Start-Up tätig. „Während der Lockdownzeit habe ich mich stark mit dem Thema Recruiting befasst: Ich habe mit Videoblogging begonnen, unkonventionelle und strategische Modelle kreiert und dazu nebenberuflich die Prozesse bei digitalen Unternehmen von Grund auf aufgebaut. Ich kam auf die Community der ‚Sidepreneur +‘ zu, um mehr über nebenberufliche Arbeitsmodelle zu erfahren und mein Netzwerk zu erweitern. Dank dieser Erfahrung war der Weg in die Vollzeitgründung geebnet.“ 


Heute verfolgt das siebenköpfige Team von SinnRec die Vision: „Sinnvolles Recruiting für jedes Unternehmen“ und unterstützt digitale skalierende Firmen im Aufbau der Inhouse-Kompetenz in diesem Bereich. Dabei fokussiert sich das Team auf folgende Gebiete: Engineering, B2B-Sales und Digitales-Marketing. SinnRec selbst lebt die eigene Vision vor und ermöglicht seinen Mitarbeitenden moderne Modelle: eine „remote-first“ Unternehmenskultur, flexible Arbeitszeiten, vertrauliche Zusammenarbeit auf Augenhöhe und eine ausgeprägte digitale Tool-Landschaft sowie Arbeitsmittel. 


Laut der Gründerin ist das Thema Digitalisierung heute eine der größten Herausforderungen am deutschen Arbeitsmarkt. In ihren positiven Aspekten hat die Pandemie neue Tools und Flexibilität in Unternehmen gebracht, ortsunabhängige Berufe ins Licht gerückt und Vertrauen zwischen Führungskräften und ihrem Personal im Home-Office geschaffen. Dennoch haben Arbeitgebende immer noch Schwierigkeiten, die passenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu finden.


Sich von Menschen inspirieren und empowern lassen

Zum einen liegt es daran, dass diese Aufgabe den Unternehmerinnen und Unternehmern selbst obliegt – und sie haben meistens zu wenig Zeit und entsprechend nicht ausreichend Erfahrung im Recruiting. Zum anderen konzentrieren sie sich oft lediglich auf die reine Stellenbesetzung. „Sie schenken dem Thema Unternehmenskultur wenig Aufmerksamkeit und das Mindset der zukünftigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter rückt im Bewerbungsprozess oft nicht in den Vordergrund. Dabei wären die Fragen essentiell: Warum brauche ich diese Person? Was motiviert sie? Kann sie sich mit unseren Produkten und Visionen identifizieren? Wie kann ich die Top-Talente überzeugen und gewinnen?“ 


Larisa Leonteva hat die SinnRec-Matching-Methode entwickelt, die diese Aspekte in den Blick nimmt, um eine langfristige Zusammenarbeit mit den Kolleginnen und Kollegen zu sichern. „Wir befassen uns intensiv mit der Kultur-DNA des Unternehmens und agieren als wären wir ein Teil des Teams. Nur so können wir die besten Talente für unsere Kunden gewinnen.“  
In ihrem Beruf motiviert es sie, insbesondere “sich von Menschen inspirieren und empowern zu lassen“. Das hierfür unerlässliche Fingerspitzengefühl eignete sich die 38-Jährige unter anderem entlang ihres persönlichen Weges: „Mit einem einzigen Koffer und einem Stipendium wanderte ich mit 23 aus Usbekistan nach Deutschland aus, wo ich in Marburg den Masterstudiengang Frieden- und Konfliktforschung an der Universität absolvierte. Diese ‚self-made‘ Erfahrung förderte meine Soft Skills und prägte bei mir ein anderes Verständnis von Arbeitsmarkt und beruflichem Leben.“

https://sinnrec.de


Im Gespräch mit Dr. Karin Kraus und Sonja Hintermeier, Women Writing Wiki GbR (2022)

„EQUALPEDIA“: WEIBLICHE WERKE IM WWW SICHTBAR MACHEN

Lediglich 16 Prozent der Biografien im deutschsprachigen Wikipedia betreffen eine Frau und nur neun Prozent der Wikipedia-Artikel fließen aus einer weiblichen Feder. Nicht, weil es keine Materie dazu gibt, sondern weil diese schwer zu finden ist. Hierbei spielen Schlüsselworte und Suchmaschinen eine wesentliche Rolle, vor allem, weil Algorithmen heute nicht geschlechtergerecht sind.

Das wollen die Inhaberinnen der 2018 gegründeten Women Writing Wiki GbR verändern. Karin Kraus ist Organisationsentwicklerin und eine Vertreterin der Frankfurter frauenpolitischen Bewegung, Sonja Hintermeier ist Verlegerin des unabhängigen Scoventa Verlags. Das Tandem möchte das fehlende Wissen über Frauen, ihre Leistungen und Erfolge online zugänglicher und sichtbarer machen. 2021 haben sie deshalb das neue Projekt „Equalpedia“, ein wissens- und gendergerechtes Online-Lexikon, ins Leben gerufen: Es soll dazu beitragen, den so genannten „Digital Gender Knowledge Gap“ zu schließen.

In die Wikipedia-Welt eindringen

Die Idee kam, als Karin Kraus überprüfte, wie die Sichtbarkeit von Frauen im Netz war: „Ich war empört, wie katastrophal es um die Präsenz der Frauen im Netz bestellt war! Ich unterhielt mich darüber mit Sonja Hintermeier. Nach und nach entstand eine Initiative, um in die Wikipedia-Welt mit Artikeln einzudringen“, so Karin Kraus. „Zunächst wollten wir eine ehrenamtliche Community dazu animieren, regelmäßig Beiträge online zu veröffentlichen. Die Lücke ist aber so groß, dass uns schnell klar wurde, dass wir dieses Vorhaben professionell und politisch angehen sollten“, ergänzt Sonja Hintermeier.

Außerdem kollidierte ihre Arbeitsweise mit der männerdominerten gewachsenen Struktur von Wikipedia. Zu diesem Zeitpunkt nahmen beide Gründerinnen eine Beratung bei jumpp in Anspruch. Das Ergebnis: Ihr Women Writing Wiki sollte außerhalb des etablierten Systems laufen, um die Präsenz von Frauen im Sinne von Gleichberechtigung und Wissensgerechtigkeit im Netz zu verbessern. Es gelang ihnen, öffentliche Mittel einzuwerben, um das Redaktionsteam und Sachmittel zu finanzieren.

„Die Frauenbewegung hat die Bedeutung der Bereiche Daten und IT völlig unterschätzt“

„Was für ein Befreiungsschlag: Nun entscheiden wir selbst über zeitgemäße Relevanzkriterien für die enzyklopädische Arbeit und über fundierte wissenschaftliche Inhalte. Hierfür haben wir ein generationsübergreifendes Team, sehr divers in Bezug auf Alter, Themen und berufliche Hintergründe. Dieses Netzwerk bauen wir stetig aus“, so Sonja Hintermeier.

„Wir werden am KI-Ideathon teilnehmen. Davon versprechen wir uns einige Antworten auf unsere Fragen zu gendergerechten Algorithmen und der Einbindung von KI, damit unsere Equalpedia-Plattform eine andere Tiefe erhält. Es ist wichtig, dass jumpp mit seinen Projekten ganz vorne beim Thema gendergerechte KI ansetzt: Frauen können an der chancengleichen Entwicklung partizipieren. Denn die Frauenbewegung hat sich zwar für eine gleichberechtigte Teilhabe in der Gesellschaft stark gemacht – aber in den Bereichen Daten und IT haben wir das ‚verpasst‘, weil uns diese Themen auf den ersten Blick nicht interessierten“, erläutert Karin Kraus. Das wird sich nun ändern: Die weibliche Webwelle kommt ins Rollen!

www.equalpedia.org, www.women-writing-wiki.org

Foto: © Katharina Dubno


Sabine Schmitt, apfelgrün

INNOVATIVE FUSION VON SÜDAFRIKANISCHEN STOFFEN UND EUROPÄISCHEN SCHNITTEN 

Von „apfelgrün zum Anziehen“ waren es die Frankfurter Kundinnen schon immer gewohnt, dass die Kleider bunter als in anderen Modeläden sind! Jetzt wird’s noch bunter: Inhaberin Sabine Schmitt hat ein neues Modelabel kreiert, welches sie nun online vertreibt. Den traditionellen afrikanischen Stoff „Shweshwe“ bietet sie in modernen europäischen Designschnitten an, die kreativen Ladies und Kids gefallen. Die berufliche Fashionwelt betritt Sabine Schmitt 2012, als sie umzugsbedingt nach Frankfurt kam. Für die Ernährungswissenschaftlerin gestaltete sich die Stellensuche etwas schwierig. Grund genug für sie, sich endlich ihrer Jugendleidenschaft voll und ganz zu widmen.
„Ich habe immer genäht und habe angefangen, meine eigene Rockkollektion ‚apfelgrün zum Anziehen‘ zu entwerfen. Zugleich habe ich kleine Designerbetriebe unterstützt, indem ich ihre Labels in meinem Laden im Frankfurter Nordend verkaufte. Es hat gedauert, bis ich mit meiner außergewöhnlichen Mode schwarze Zahlen schrieb. Ich habe leider mit Entsetzen feststellen müssen, dass viele Businessfrauen dunkle Anzüge tragen, vielleicht fehlt ihnen das gewisse Selbstbewusstsein, um Mut zur Farbe zu bekennen. Oft habe ich gehört, ich möchte nicht auffallen!“

Als es 2018 soweit war und ihr Geschäft gut lief, musste sie privat für drei Jahre als Expatriate nach Südafrika umziehen. Leider fand sie keine Nachfolge für ihren Laden. „Ich habe die Boutique geschlossen. Auf den guten Rat von jumpp, habe ich mein Unternehmen und meine Marke dennoch behalten: Damit ich 2021 bei meiner Rückkehr in die Heimat wieder den Anschluss habe“, erzählt die Unternehmerin.

Von der Boutique zum Online-Verkauf und Import

In ihrem Haus in Pretoria – mit Nähstudio – überlegte sie sich, wie sie den Kontakt zu ihren deutschen Designern aufrechterhalten könnte, ob sie eventuell ihre Kollektionen nach Südafrika importieren sollte... Eine Reise ins benachbarte Lesotho schenkte ihr die „Offenbarung“: „Ich entdeckte in einer Boutique diesen bunten traditionellen ‚shweshwe‘. Es sind Stoffe aus reiner Baumwolle mit sehr speziellen Drucken. Ich nahm gleich 30 Meter mit! Wie im Rausch fing ich an, für mich selbst zu nähen.“
Inzwischen hat die 56-Jährige zwei Produzenten für ihre Mode in Südafrika gefunden. Die Kollektion wird online verkauft und derzeit noch erweitert. „Vor dem Corona-Shutdown habe ich ein Verkaufsevent im häuslichen Nähstudio in Pretoria organisiert. Der Erfolg war groβartig! Über Instagram und Facebook habe ich unheimlich gute Kontakte und Kundinnen erreicht.“ Ihre Ware möchte sie in Zukunft anlässlich eines Events in Frankfurt ihren deutschen Kundinnen live vorstellen. Die Idee ist es, ab 2022 ihre Kollektion nach Deutschland zu importieren.

Ihre Gründung hatte sie ursprünglich in Teilen mit jumpp vorbereitet. „Seitdem hat mich der Verein nie losgelassen.“ Sabine Schmitt ist Mitglied im UFO – Unternehmerinnenforum Rhein-Main und schätzt die zahlreichen Netzwerkmöglichkeiten. „Es ist sehr wichtig, gerade früher auch als Einzelhändlerin, nicht alleine zu bleiben. Das Feedback von Gleichgesinnten aller Branchen ist sehr hilfreich.“ Frankfurt ist ein „Gründerparadies“ und bei jumpp als Anlaufstelle fühlt sich die Modefrau gut aufgehoben: „Der Umgang mit dem Team ist stets unkompliziert und ich finde immer ein offenes Ohr.“

www.apfelgruen.eu