Gelungene Geschäftsideen
Elenor Pospiech, Hedi Grosse & Partner
Übernahme in Coronazeiten: Die Zeit nach der „Slow-Motion“ vorbereiten
Für die wenigsten Menschen ist die Coronakrise mit einem Unternehmensstart in Verbindung zu setzen… anders für Elenor Pospiech, die im Februar 2020 eine Werbemittelagentur übernahm, genau vor dem Ausbruch der Krise. Der Februar brachte zwar erste Umsätze, doch im März wurden alle Messen und Events abgesagt – und damit auch die sich daraus ergebenden Aufträge storniert.
Die 57-Jährige macht das Beste aus dem Stillstand: “Ich überlege mir, wie ich mit meinen Kunden in Kontakt bleibe und wie ich sie dabei unterstützen kann, auch mit ihrer eigenen Kundschaft die Verbindung zu halten. Ich frage mich, welche Produkte sie aktuell einsetzen könnten, ob antibakterielle Kugelschreiber oder Tools, die Smartphones per UV-Licht von Viren befreien könnten… Und ich bereite mich für die Zeit danach vor, wenn wir aus diesem Slow-Motion-Modus herauskommen.“ Die „frisch gebackene“ Nachfolgerin arbeitet sich in ihre Produkte ein, spricht hierfür gegebenenfalls mit den Lieferanten und nimmt den Relaunch der Homepage ins Visier.
„Wenn die Anderen mich nicht wollen, dann will ich mich!“
Ihr Schicksal selbst in die Hand zu nehmen war stets ihre Motivation und so gelang ihr auch die Übernahme der Agentur. Im Gegensatz zu vielen Gründerinnen oder Gründern hatte sie nie den „magic moment“, die zündende Idee. Dafür hat sie über 20 Jahre Erfahrung in Führungspositionen, die unternehmerisches Handeln erforderten. Solch breit aufgestellten Kompetenzen sind für eine Unternehmensnachfolge unentbehrlich.
Mitte der 90er, um Beruf und Familie zu vereinbaren, wechselt die damalige Freelance-Journalistin in eine Festanstellung in einem amerikanischen Medienunternehmen. Dort verantwortete sie bis 2017 das Business Development und das Marketing. Dann strukturierte das Unternehmen um und zugleich wollte Elenor Pospiech für ihre pflegebedürftige Mutter präsent sein. „Die Zeit war reif für etwas Neues.“ Als es der Mutter besser ging und sie sich von einem offensichtlichen Burn out erholt hatte, startete sie ihre Bewerbungskampagne. „Ich erhielt eine Absage nach der anderen. Das war eine sehr entmutigende Zeit, bis ich dachte: Wenn die Arbeitgeber mich nicht wollen, ich will mich! Ich weiβ, was ich kann und schaffe mir meinen eigenen Job.“
Eine Beraterin, die die richtigen Fragen stellt, ist unerlässlich
Den entscheidenden Anstoß gab ihr die Konferenz „Female Future Force“ in Berlin 2019. „Mir wurde klar, dass ich alles mitbringe, was eine Unternehmerin ausmacht. Im Zug von Berlin nach Frankfurt begab ich mich auf die Suche nach Unternehmen, die zur Übergabe standen.“ Auf der Börse www.nexxt-change.org fand sie einige passende Betriebe. Mit der 70-jährigen abgebenden Unternehmerin der Werbemittelagentur stimmten sowohl die Chemie und als auch die Konditionen für die Übernahme.
Die Beraterinnen von jumpp begleiteten sie bei der Erstellung des Businessplans, dienten als Sparringspartner und unterstützten die Nachfolgegründerin bei der Beantragung des Gründungszuschuss der Agentur für Arbeit. „Ich hatte von jumpp gehört und mir war klar, dass ich dort anklopfen würde, wenn ich mich selbständig mache. Die sachliche Kompetenz einer Beraterin, die die richtigen Fragen stellt, ist unerlässlich. Ansonsten besteht die Gefahr, in ein ‚Träumchen‘ zu verfallen sowie die Zahlen und Fakten aus den Augen zu verlieren.“
Gleichgesinnten rät sie, sich verschiedene Übernahmeangebote anzuschauen, mit abgebenden Unternehmerinnen ins Gespräch zu kommen und dabei auch auf ihr Bauchgefühl zu achten.
Bei den Aufs und Abs im Leben hat sie gelernt, spielerisch mit den Geschehnissen umzugehen: „Es ist doch eigentlich wie beim Mensch-Ärgere-Nicht spielen – manchmal geht es zurück an den Start, dann würfelt man eine sechs und ist wieder zurück im Spiel !“ So lebt es sich leichter – und das gilt auch in Coronazeiten!
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